Freudenberg-Areal war mal ein Friedhof

Das Freundenberg-Areal in der Nähe des Ostkreuzes war im 19. Jahrhundert offensichtlich mal ein Friedhof.

Um das Freundberg-Areal gibt es schon lange Diskussionen bezüglich der Bebauung des Gebiets. Anwohnendevereinigungen protestieren gegen die Planung, das Gelände so dicht zu bebauen. Mit der Implementierung sozial verträglicher Wohnungen, mehr Grün und einer Kita auf dem Gelände, wollte man den Konflikt befrieden. Auch ein Zentrum für die Anwohnendne war geplant. Die Ideenwerkstatt Freudenberg-Areal spricht von “Lug und Trug“, denn es seien alles nur leere Versprechungen.

Bauwert hingegen spricht von einer Täuschung der Öffentlichkeit bei den Behauptungen der Ideenwerkstatt. Dabei geht man aber nur auf die Baudichte ein. Von dem Café und dem Bürgerbüro wird nicht gesprochen. Die Dichte soll nicht, wie behauptet um 60 Prozent steigen, sondern um knappe 18 Prozent. Wie war der Spruch nochmal mit der Statistik und dem Vertrauen 😀

Das Bauprojekt wurde vor ca. zwei Wochen vorgestellt. Eine vorläufige Baugenehmigung wurde erteilt. Für den geplanten Park sucht der Bauherr noch einen Namen und hofft auf Beteiligung.

Freudenberg-Areal | Skelettfunde

Bisher ist nicht viel passiert auf dem Gelände, das nach wie vor eine Brache darstellt. Jetzt werden sich die Bauarbeiten weiter verzögern, denn es gab dort Funde von Skeletten. Zunächst gab es Spekulationen um ein Massengrab von Zwangsarbeitern, doch inzwischen scheint es klar, dass es ein normaler Friedhof war. Das erkennt man an den parallel liegenden Grabstellen. Es war in Vergessenheit geraten, dass dort im Jahr 1809 ein Friedhof angelegt wurde. Bis kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges, 1913, war das Gelände über 104 Jahre lang ein Friedhof. Erstaunlich, dass sowas vergessen werden kann, zumal es ja noch nicht so lange her ist. Aber gut, der zweite Weltkrieg hat vermutlich auch etliche Dokumente zerstört.

Bei jeder Baustelle müssen Funde von archäolgischer Bedeutung gemeldet werden. Dann rücken Fachleute an, um den Fund zu besichtigen. Das kann schon mal dauern, bis diese Leute auftauchen… Ist der Fund relevant, dann haben die Archäologen mindestens fünf Tage Zeit für ihre Arbeit. Bei bedeutenderen Funden versuchen Landesdenkmalamt und Bauende zu einer bestmögliche Vereinbarung für alle Beteiligten zu kommen. Teils hat man auch Bauprojekte um ein halbes Jahr verschoben. Dies scheint hier wohl aber nicht der Fall zu sein. Dennoch fällt auf, dass die planende Bauwert Investment Group, den Fund zunächst nicht wahrgenommen haben wollte.

Bei der Ideenwerkstatt hingegen hat man schon im Herbst darauf hingewiesen, so die Berliner Woche, an die sich die Vereinigung gewandt hat. Denkbar ist auch die Überlegung, dass man absichtlich nicht auf die Funde eingegangen ist, weil das den Bauprozess noch mehr verzögern würde. Nach Ansicht der Ideenwerkstatt sollen hier die Gräber von Sonntag und Wühlisch liegen, beides Persönlichkeiten, deren Namen die in der Nähe auf Straßenschilder verewigt sind.

Offensichtlich hat man einige Gräber entdeckt. Die sterblichen Überreste sollen nach der archäologischen Untersuchung auf einem anderen Friedhof beerdigt werden.

admin

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  • Kurzer Nachtrag zum Kommentar:

    Während der Ausgrabungen wurden auch etwas hochwertigere Särge entdeckt, die Aufgrund der Metallbeschichtung sehr gut erhaltene Leichen zu Tage förderten - so gut erhalten, das auch das LKA mal kommen mußte um offiziell den Todeszeitpunkt zu bescheinigen.

    Die Sichtblenden um das Gelände sollen Passanten vom unverhofften Anblick von Skelettresten verschonen...

  • Zum Friedhof auf dem Freudenberg Areal:

    Der Friedhof wurde ca. 1790-1800 angelegt und war Bestattungsort für Böhmische und Hugenottische Einwanderer, die zu manchen Zeiten bis zu 1/4 der Berliner Bevölkerung gestellt haben. Die Größe des Friedhofs wird mit ca. 300~400 Gräbern beziffert.

    Berlin hatte seit jeher eine starke Tradition, Migranten aus unterschiedlichen Kulturen anzuziehen, womit auch die CDU/CSU Slogans der jüngeren Vergangenheit ("Deutschland ist kein Einwanderungsland") oder der PEGIDA umso absurder klingen.

    Die Reflexe der Bevölkerung auf diese Einwanderungswellen war auch zur damaligen Zeit recht vertraut: "Die Einwanderer bekommen Steuervorteile", " Die nehmen uns die Arbeit weg" etc.

    Some things never change... :-)

  • Hallo,
    vielen Dank für den informativen Blog.
    Der Friedhof ist noch auf dem Pharus-Plan Großberlin 1927 als solcher eingezeichnet. Er befand sich demnach gegenüber der Einmündung der Wühlischstr. in die Boxhagener Str. und hatte in etwa die Breite dieser Einmündung. In der Tiefe maß er etwas weniger.

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