Vergangenen Samstag gab es in Friedrichshain eine Demo, die von Ausschreitungen geprägt war. Ich war teilweise vor Ort…

Die Demo gegen die Verdrängung der alternativen Szene und für den Erhalt der Rigaer 94 (R94) fand vergangenen Samstag in Friedrichshain statt und schaffte es sogar in die Tagesschau Nachrichten.

Der Demonstrationszug bestand aus vielen Leuten. Tatsächlich hab ich noch nie mehr Leute auf einer Demo der Linksalternativen in Friedrichshain gesehen. Die Veranstaltenden gaben eine Teilnehmendenanzahl von 5.000 Personen bekannt, während die Polizei von rund 2.500 Personen sprach. (Wobei es anfangs weniger und dann mehr geworden wären.) Das wäre wohl zu wenig für meine Begriffe. Vermutlich liegt der Wert der Wahrheit in der Mitte, wie das oftmals bei solchen Demos der Fall ist.

Rund um den Nordkiez war ein riesiges Aufgebot der Polizei aufgefahren worden, wie ich es nur von den ersten Mai Demos von früher kenne. Straßenzüge voller Wannen in alle Richtungen. Die Polizei entsprechend in Kampfmontur. Es sollen rund 1.800 Polizeikräfte im Einsatz gewesen sein. Nach dem sich der Rauch verzogen hatte, waren über 120 Polizeikräfte und vermutlich auch einige Personen der Demonstration verletzt.

Während die Demo ihre Strecke abliefern, klopften die Leute an der Ecke Rigaer- Liebigstrasse mit Stöcken gegen Straßenschilder und erzeugten eine lustig-unheimliche Stimmung. Dort sah ich den Demonstrationszug vom Forckenbeckplatz kommend auf der Liebigstraße auf die Ecke zukommen. Schon zuvor hörte man Böller, aber an der Ecke schien es dann zu eskalieren. Die Polizei filmte und die Demonstrierenden verdeckten sich mit Transpis, Fahnen und Regenschirmen. Ein mal sah ich, dass ein Polizist, um besser filmen zu können, die Transpis versuchte wegzureißen.

Es gab Feuerwerkskörper und Böller und plötzlich ging das Gedränge los und man befand sich nun richtig in der Demo. Die Leute flüchteten und drückten sich den Weg zurück die Liebigstraße hoch, als die Polizei einschritt. Doch oben hatte die Polizei die Wege versperrt und kesselte die Demonstrierenden ein. Nur durch den Park kam man raus. Entlang der darauf folgenden Strecke des Demozugs, die Rigaer Straße, kam es zu weiteren solchen Ausschreitungen. Ein Auto wurde von den Demonstrierenden offenbar bekritzelt.

Dann zog man über die Frankfurter zur Warschauer und auf der Warschauer Brücke lösten die Veranstaltenden die Versammlung auf. Inzwischen war es schon nach 23 Uhr. Dort eskalierte es erneut: Die Polizei riegelte das Gebiet ab und setzte Tränengas ein. Es gab einige Verhaftungen, wobei ich sah, das rund acht Polizeikräfte eine Person verhafteten.

An der Rigaer standen derweil die Einsatzkräfte, die, wie in den vergangenen Tagen bereits, die R94 förmlich belagern. Die Zäune waren für die Demo entfernt worden, aber Polizei-Wannen parkten direkt davor. Die Leute im Haus spielten laut Musik, während die Polizei mit Taschenlampen in deren Räume und auf den Balkon leuchtete. Die Bewohnenden ihrerseits taten dasselbe. Auch die Frage eines Passanten, warum sie das täten, wurde ein Beamte laut und schüchterte den Mann ein, bis er sich entfernte.

Die Strategie der Übermacht ist wohl Henkel zu verdanken, ein Hardliner, der sich Gesprächen verweigert und auf Repression und m. E. auf Schikane setzt. Statt die unterbesetzte, sinnlose Überstunden schiebende Polizei zu Hauf zu schicken, sollte er als Verantwortlicher mal selbst dahin stehen.

admin

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  • Sehr linksorientierter Beitrag. Ich habe das ein bisschen anders miterlebt, als ich vor Ort war. Mich wundert es eher, dass die Polizei so "ruhig" geblieben ist - bei all den Beleidigungen, Knallern und Bengalos, die ihnen entgegenkamen.

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