Der Märchenbrunnen aus der Wende zum 20. Jahrhundert war einst der größte Brunnen in Berlin und ist im Sommer geöffnet.
Der Märchenbrunnen befindet sich an der Ecke Friedensstraße und Am Friedrichshain, im westlichsten Teil des Volkspark Friedrichshains. Das Areal, das dem Brunnen zugerechnet wird, ist dreieckig, genau wie der Brunnen selbst. Das Highlight des Brunnens, neben der Abendsonne und den Bänken drum herum, sind die Figuren aus verschiedenen Märchen.
Der Entwurf für den ganzen Volkspark stammte von Peter Joseph Lenné , ein Landschaftsgärtner aus der Region mit Weltruf. Von ihm stammen viele Parkanlagen in der Gegend.
Der Bau des Brunnen wurde bereits zum Ende des 19. Jahrhunderts angefangen, doch wurde er erst 1913 fertig. Die Baupausen waren der Finanzierung geschuldet. 1893 wollte man den Park auffrischen und ließ den Brunnen im Zeichen des Historismus (also Neoromanik, Neogotik oder Neobarock) entwerfen. Damals stand hier das von Lenné konzipierte Königstor.
Das Konzept für den Brunnen brachte der Stadtbaurat und Architekt Ludwig Hoffmann 1901 auf. Eröffnet wurde der Park am 15. Juni 1913, es war das Jubiläum der Thronbesteigung von Wilhelm II. Hoffmanns Plan sah, wie heute zu sehen ist, einen Kaskadenbrunnen vor. Dieses Stilelement wird in Gärten der Renaissance verwendet, weil es auch schon in der Antike genutzt wurde. Das Wasserspiel wird in mehreren abgestuften Becken nach unten geleitet, was die leichte Neigung des Areals ermöglicht. Auch die Einfassung und die Säulen entsprechen dem Nachahmen der Renaissance und des Barock.
Der Brunnen war im zweiten Weltkrieg stark beschädigt worden und wurde in der DDR mit nicht detailgetreuen Nachbauten teilweise ersetzt. Während der DDR wurde auch das Areal leicht verändert. Zuletzt wurde der Brunnen 2006 renoviert und alte Figuren wieder Orginalgetreu ersetzt.
Die Künstler der 14 Figuren sind Ignatius Taschner, Georg Wrba und Josef Rauch, allesamt aus dem Süden Deutschlands. Sie sollten Märchengestalten entwerfen, eine Reise durch die deutsche Märchenwelt. Am Brunnen stehen Figuren aus den Märchen: “Brüderchen und Schwesterchen”, “Aschenputtel”, “Hans im Glück”, “Der gestiefelte Kater”, “Die sieben Raben”, “Rotkäppchen”, “Schneewittchen”, Dornröschen und “Hänsel und Gretel” sind gleich zwei Mal vertreten. Zudem gibt es an den Absätzen die Schildkröten und einige Frösche die Wasser speien.
Hinter den Bögen befinden sich weitere Figuren. Derzeit fehlen aber noch Rübezahl und die Riesentochter, sowie der Menschenfresser. Die Figuren am hinteren Brunnen, dem Delphinbrunnen, sind nur Dekoration und deuten auf keine Geschichte. Sie nennt man Brunnengruppen. Die Figuren des gesamten Ensembles sind von Georg Wrba.
Welche sie darstellen konnte ich nicht in Erfahrung bringen, vielleicht weißt Du es ja? Eine Liste der Märchen der Gebrüder Grimm findet sich hier.
Geöffnet ist der Märchenbrunnen täglich von 8 Uhr bis 22 Uhr, am Wochenende von 9 Uhr bis 20 Uhr. Das Wasser plätschert aber nur von März bis Oktober und nur, wenn sich ein Financier findet. Im Winter werden die Figuren mit Holzkästen zugedeckt. Hunde sind hier nicht erlaubt.
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Hey,
danke für deinen Bericht! Nur eine kleine Korrektur: Die Figuren des Menschenfressers, der Riesentochter und des Rübezahl fehlen nicht. Sie sind in kleinen Seitengängen Links und Rechts vom Brunnen zu finden.
Danke, Heiner, für deine schöne Geschichte! :)
Danke für die schöne Darstellung des Märchenbrunnens. 1956 führte mich meine Großmutter zum Sonntagsspaziergang die Marienburger hinunter über die Greifswalder, mit ihren bedrohlichen Stadtgasbehältern hinter langen öden Backsteinmauern, die Hufelandstr. hinunter, es sollte zum "Volkspark Fried-richshain" gehen. Ich war das erste Mal in Berlin und freute mich auf einen Park, wie die Karlsaue in Kassel oder den Bergpark Wilhelmshöhe, einen "Hain", den ich mir grün vorstellte, frisch, denn es war ein heißer Julisonntag... Wir hatten die vielen staubigen Trümmergrundstücke passiert, mit den von Mörtel abgeklopften Backsteinstapeln, die wochentags von alten Frauen mühevoll gesäubert worden waren- die Frauen rackerten sich für den Anspruch auf zukünftigen Wohnraum und eine Ehrenauszeichnung für heldinnenhafte Trümmerräumung ab-, da lag vor uns ein gelblich graues Arreal mit einem staubigen Berg, aus dem geborstene Betonschollen herausragten und über den Kinder rannten und Spaziergänger vergeblich nach frischer Luft suchten... einen öderen Ort als diesen " Volkspark " hatte ich noch nicht und hernach nie wieder gesehen. Und dann führte mich Oma zu dem Märchenbrunnen, der wie aus einer anderen Welt dieser Ödnis eine Hoffnungsperspektive gab. 1988 suchte ich diesen Ort in der damaligen Hauptstadt der DDR wieder auf, um das Verhör, dem ich im S-Bhf. Friedrichstr. bei der Tageseinreise von unhöflichen Grenzern unterzogen worden war, verdauen zu können. Ich war erfreut, hier nun einen wirklichen Park vorzufinden und einen Brunnen, der in meiner Erinnerung als der schönste Platz Berlins eingebrannt war.