Landgericht entscheidet zugunsten von Deutsche Wohnen

Der erste Showdown zwischen Land und der Immobilienheuschrecke Deutsche Wohnen ist verloren.

Ich habe ja schon mehrfach über den Vorgang berichtet: die Deutsche Wohnen AG will Wohnungen an der Karl-Marx-Allee kaufen. Um Zeit zu gewinnen, hat das Land über die Wohnungsbaugenossenschaft Friedrichshain (WBF) eine einstweilige Verfügung gestellt, die den Verkauf untersagt.

Nun hat das Landgericht über diese Verfügung entschieden, und zwar gegen die Unterlassung. Das Urteil des Landgerichts Berlin ist aber noch nicht rechtskräftig, das bedeutet, es könnten durchaus noch Rechtsmittel eingelegt werden.

Aber die Mietenden vor Ort könnten nun die Wohnungen kaufen. Sie haben das Vorkaufsrecht und einige haben das bereits genutzt. Einige wollen es sogar auf die eigene Kappe nehmen.

Die Deutsche Wohnen kauft die Blöcke von der Firma Predac. Ich selbst habe über zehn Jahren in einem der fraglichen Häuser gewohnt. Die Wohnungen stammen aus den 50er Jahren und wurden mithilfe von Laien erbaut. Ein Mann, der inzwischen verstorben ist, erzählte mir, dass er seinen Urlaub auf der Baustelle der Häuser in den 50er Jahren verbrachte. Er hatte die Hoffnung damals eine der prestigeträchtigen Wohnungen mieten zu können. Doch er wurde enttäuscht, erst nach der Wende zog er ein – damals als es noch zur Optima gehörte. Die Menschen in den Wohnungen haben seit der neoliberalen Politik der Regierung viel mitgemacht in den Gemäuern.

Der Mann, der an den Prachtbauten mitarbeitete, erzählte mir auch, dass man damals viel Murks machte. Man zog die Leitungen nicht im rechten Winkel, sondern quer durch die Wände, um Material zu sparen. Die Wände sind auch nicht immer im rechten Winkel und manche Wand hat einen Bauch. Die Türen sind also nicht standardisiert und müssten bei Ersatz extra hergestellt werden.
Die Decken sind sehr dünn und leicht zu beschädigen. Ein Handwerksmeister riet mir auch davon ab, in die Decke zu bohren, denn dann könnte sie herunter kommen – so erging es ihm.

Die Wohnungen zu kaufen, könnte also nicht unbedingt die beste Variante sein und es gibt wohl einen guten Grund, warum die Predac sie losschlagen will. Dass die Deutsche Wohnen mit Renovierungen gutes Geld macht, ist ja auch bekannt.

admin

View Comments

  • Also ich glaube nicht, dass es sich um sechs Mio handelt. Eine Enteignung wäre aber dennoch günstiger, als die entsprechenden Klagen... Wird ja auch niemand zur Rechenschaft gezogen, dass man Sozialwohnungen den Immobilienhaien zum Fraß vorgeworfen hat und nicht selten zu einem Spottpreis..

  • Teurer Zeitgewinn! 6.000.000,00 Euro Verfahrenskosten insgesamt in allen drei Verfahren über zwei Instanzen, die krachend verloren gingen. Kostet ja nur Geld des Steuerzahlers.
    Die Politiker und beteiligten öffentlichen Gesellschaften müssen das Geld ja nicht zahlen.

    Gibt es sonst noch ein gutes Ergebnis zu vermelden?
    Wird eigentlich dafür jemand zur Rechenschaft gezogen?

Recent Posts

Kürzungen von CDU & SPD: Regieren, wie Flasche leer

Es dürfte nun jeder und jedem offensichtlich geworden sein, welche Politik der CDU-geführte Senat betreibt…

5 Tagen ago

Armut, Verkehrstote und die Schuld der CDU in Berlin

Es ist doch immer wieder erstaunlich zu sehen, wie die Leute es einfach hinnehmen. Mehr…

2 Monaten ago

Der Wilde Osten: Altern, Alt werden und der große Alterstest

Ich wusste, der Tag wird kommen. Aber ich glaubte nicht, dass es mich je treffen…

4 Monaten ago

Analyse des Rechtsrucks in Deutschland bei der EU-Wahl

Es steht den Menschen ein bisschen der Sinn nach Weltuntergang. Aber mögen es unsere Kinder…

6 Monaten ago

Wegners Befehl zur Räumung der HU | CDU im Rechtstritt zur EU-Wahl

Die Humboldt Universität war blau, so viele Bullen waren da! Und der Ich-will-die-Vornamen-wissen-Wegner brüllte: „Räumt…

6 Monaten ago

Ein Jahr Wegner im (Schwarz-) Roten Rathaus: Chefsache Digitale Verwaltung

Berlin! Es war einmal das utopische Versprechen. Wie könnte es nur je brechen? Natürlich war…

7 Monaten ago