Profitgier in der Muskauer Straße 24
In der Muskauer Straße 24 befindet sich ein Haus für Kunst und freies Gedankentum. Doch die geforderten Mieterhöhung würgt das ab.
Was macht Kreuzberg zu dem was es ist? Es sind die Menschen, die dort ihre Kraft und Kreativität hineinstecken und es zu dem liebenswerten Bezirk machen, der es ist – oder vielleicht auch war. Und wie sooft ist es die Gewinnsucht, die das Leben abwürgt.
So ist es denn auch in der Muskauer Straße 24. Dort finden sich Ateliers und Räume von Initiativen, die etwas für ihren Kiez tun. Es ist so richtig Kreuzberg-Style, was man da vor findet. Aber eben nicht mehr lange. Die Vermietenden haben eine Mieterhöhung im Sinn.
Es geht um Mietsteigerungen von 300 bis 500 Prozent, was die Leute dort erwartet. Das ist möglich, da es sich um Gewerberäume handelt, allerdings wohnen auch viele Kunstschaffende dort. Mit anderen Worten, es geht um die Existenz des Hauses.
Die Bewohnenden haben das Haus über annähernd 30 Jahrzehnte hinweg in Schuss gehalten und dafür aber nur wenig Miete bezahlt. Jetzt wo die Mieten steigen, sieht der Vermieter seine Stunde gekommen und hat die Mieten erhöht. Das Mieterhöhungsbegehren trifft immer wieder – gerade in unserem Bezirk – die Kunstschaffenden, die Kreativen und dererlei mehr.
Wie man in der BVV sagte, es ist trauriger Alltag, dass man ständig zum Hörer greife, um Vermietende zu bitten, die Steigerungen nicht so dramatisch ausfallen zu lassen. Dort hatte man nun eine Resolution verabschiedet – natürlich ohne die Nazis (“AfD”), die Konservativen (CDU) und die Marktliberalen (FDP). Diese haben sich enthalten und teils vor dagegen gewettert. Komisch, dass diese drei Parteien sooft gleich über Anträge abstimmen!
Die Resolution appelliert an den Vermieter sich dem Artikel 14 des Grundgesetzes,”Eigentum verpflichtet”, gemäß zu verhalten und die Mieterhöhung zurückzunehmen. Denn, so die Aussprache im Bezirksparlament, den Wert auf Grund dessen man die Erhöhung erzielen will, habe nicht der Eigentümer geschaffen – sondern, diejenigen die dort wohnen. Sie haben nicht nur geholfen den Kiez so begehrenswert zu machen, dass man dort leben will, sie halfen das Haus in Stand zu halten. Als Dank werden sie jetzt vor die Tür gesetzt.
Mit solchen Aktionen verliert denn auch Kreuzberg – und auch Friedrichshain – seinen Charme, der die Leute anlockt und dann fallen die Mieten auch wieder. Doch dann ist es eine Bettenburg ohne Inhalt, ohne Kreative – dann kann man gleich nach Hannover ziehen.
Der Bezirk kann nicht mehr machen als diese Resolution zu verabschieden, denn man müsste etwas auf Bundesebene tun. Doch das ist mit dieser Regierung nicht zu machen. Es gibt ja nun eine halbe Milliarde für den sozialen Wohnungsbau, aber für Leute, die genug Geld haben um zu Bauen gibt es 2,7 Milliarden Euro! Hallo?!
Unterstützung erhält das Haus mit seinen kreativen Hinterhöfen auch von bekannten Schauspielern, wie Corinna Harfouch, die dort letzte Woche zur Lesung war. Das nahm die FDP zum Anlass zu sagen, die Kunstschaffenden sollten sich doch gegenseitig helfen. Die Preise lägen für Kreuzberger Verhältnisse doch im Mittelfeld. Man solle unaufgeregt darüber reden – das sagt man dann auch nur, wenn es nicht um das Geld der Reichen geht.
Nicht jede Mieterhöhung wäre schlimm sagt die FDP! Aber vielleicht ein Stimmenverlust, denn die Mehrheit der Menschen lebt zur Miete! Wie kann man diese Partei denn noch wählen?
Der Offene Brief der Kunstschaffenden in dem Haus wurde bisher nicht erhört, respektive darauf geantwortet.